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Rudolf Lütticken
Befreiung zum Leben

Austritt aus der katholischen Kirche

Rudolf Luetticken - Erklärung zu meinem Austritt aus der katholischen Kirche

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Rudolf Lütticken Ligia Lütticken

Wer Gott liebt, hat keine Religion außer Gott - Rumi


An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen - Mt 7,16


Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr!, und tut nicht, was ich euch sage? - Lk 6,46


Für Gott ist es besser, nicht zu glauben, als ein falscher Gläubiger zu sein, ein Heuchler - Papst Franziskus


Wir können Gott nicht begegnen, ohne vorher unsere beschränkten Ideen eines Gottes, der unseren Vorstellungen von Allmacht entspricht, zu begraben.
- Papst Franziskus



Solange ich vor der Angst fliehe, finde ich nicht den Weg ins Vertrauen

Solange ich angesichts des Unabänderlichen keine andere Alternative sehe als „"Biegen oder Brechen"“, unterliege ich dem Zwang. Wenn ich mich in Einsicht dem Unabänderlichen beuge, bin ich selbstbestimmt und frei.

Religiöse Überlieferung gründet auf Behauptung, authentische Spiritualität auf der Gabe der Unterscheidung.

An Jesus glauben heißt: alles Leben im Licht seiner Botschaft sehen.

Die Botschaft Jesu liegt nicht in der Bedeutung seiner Worte, sondern in ihrer Kraft.

Wer an Jesus glaubt, hält sich an ihm nicht fest: er weiß sich gehalten.

Die christliche Form der Erleuchtung ist die Gewissheit der Auferstehung

Juni 2016

Konfessionsfreier Seelsorger, ehemaliger Benediktinermönch (1959-2015) und Priester


Erklärung an den Abt

Email vom 17.05.2016 an den Abt Ignatius:


Lieber Abt Ignatius,

Im Amtsgericht Rüdesheim habe ich heute meinen Austritt aus der römisch-katholischen Kirche erklärt. Der Austritt wird ab dem morgigen Tag, dem 18.05., rechtswirksam. Ich habe meinen Taufort angegeben, sodass mein Austritt auch kirchenamtlich aktenkundig wird. Laut can. 694 §1,1 CIC ist damit kirchenrechtlich ipso facto der Ordensaustritt gegeben. Entsprechend endet auch für das Zivilrecht die "satzungsgemäße Mitgliedschaft". Ich werde daher umgehend den Rentenantrag stellen.

Für die Zeit der "satzungsgemäßen Mitgliedschaft" bitte ich um Nachversicherung. Nach meinen Informationen beginnt die Mitgliedschaft gemäß can. 646 CIC mit dem Eintritt in das Noviziat Februar 1959. Sollten die Zeiten des Postulates und Novitiates nicht in die Zeit der Nachversicherung einbezogen sein, bitte ich um den Nachweis der Zahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung für diesen Zeitraum (November 1958 - Januar 1960).

Meine Rentenversicherungsnummer ist xxxxxxxxxxxx.


Zur Begründung meines Austrittes aus der römisch-katholischen Kirche:

Die Zugehörigkeit zur rechtlichen Institution der römisch-katholischen Kirche tut dem mir in der Taufe geschenkten Leben in Christus Gewalt an; sie ist unvereinbar mit der dieses Leben entfaltenden Freiheit im Heiligen Geist, unvereinbar mit der in diesem Zeichen gestifteten, unüberbietbaren Gemeinschaft mit allen Getauften als den Gliedern des Leibes Christi, unvereinbar vor allem aber auch mit der darin gegebenen Teilhabe an Auftrag und Sendung Jesu, jedem Menschen und dem Ganzen der Menschheitsfamilie ohne alle dogmatischen u.a. Vorbedingungen das Heil zuzusagen.

Als Mitglied von Kommunität und Orden stand die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche - trotz der tiefgreifenden Kritik, die ich ihr gegenüber verspürte - für mich nicht zur Debatte. Ich habe es jedoch immer als opportunistisch empfunden, dass unsere Kommunität in der römisch-katholischen Kirche verblieb, anstatt sich ihrer Überzeugung gemäß einen ökumenischen Status zu geben; stattdessen wurde ein gutes Verhältnis zum Domkapitel - je länger, je mehr - zum bestimmenden Anliegen der Gemeinschaft. Da ich nun der römisch-katholischen Kirche als Einzelner gegenüberstehe, sehe ich keinen guten Grund, warum ich die Logik der Macht, die dieses System bestimmt, durch meine Zugehörigkeit noch weiter mittragen und mitverantworten sollte.

Dieses System erweist sich in seiner absolutistischen Struktur als irreformabel. Die Jahrzehnte seit dem Konzil haben gezeigt, dass Reformimpulse, die die realen Machtverhältnisse blauäugig übergehen, diese nicht verändern. Auch Papst Franziskus bleibt trotz seines charismatischen Führungsstils Gefangener des Systems. Die Trierer Bistumssynode entwirft zwar eine Zukunftsperspektive, die in die richtige Richtung weist; da sie jedoch geflissentlich ausblendet, dass diese das Bistum Trier als entscheidenden Akteur in einen unüberbrückbaren Widerspruch zu der kirchlichen Institution bringen müsste, der es angehört, fehlt den Absichtserklärungen des Abschlussberichtes im Ansatz der realistische und glaubwürdige Umsetzungswille.

Ich glaube, dass grundsätzlich die konfessionelle Gestalt von Kirche - nicht nur die der römisch-katholischen Kirche - in unserer heutigen Welt keine Zukunft hat; dass Gottes Geist die Kirche Jesu Christi in eine Krise und Umwandlung führt, deren Tiefe und Radikalität noch kaum erkannt wird. Am ehesten sind es - wie Jesus es sagt - die ganz einfachen Leute, die ein Gespür für den anstehenden Wandel haben; sie gehen auf Abstand zur Kirche und lassen sich auch durch gut gemeinte Reformabsichten nicht täuschen. Die Botschaft Jesu von der Nähe und Macht des Gottesreiches hat von ihrer Aktualität in unserer heutigen Welt nichts verloren. Es gilt allerdings, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Wie mit meinem Austritt aus Kommunität und Orden möchte ich auch durch meinen Austritt aus der römisch-katholischen Kirche für das einstehen, was ich als wahr bzw. unwahr erkannt habe. In diesem Sinne folgt für meine Sicht der zweite Schritt aus dem ersten. Zivilrechtlich habe ich - anders als im Fall des Ordensaustritts - die Freiheit, ihn unabhängig von kirchenrechtlichen Regelungen zu tun. Es ist aber konsequent, wenn er die ausstehende kirchen- und zivilrechtliche Umsetzung des ersten nun ipso facto nach sich zieht.

Rudolf Lütticken



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